Zelluläre Immuntherapien: CAR T-Zellen und BiTEs

Patienten*innen

Liebe Patientin, lieber Patient,
mit einer Überweisung an die Medizinische Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III des Universitätsklinikums rechts der Isar der TU München erhalten Sie die beste Aussicht auf Heilung Ihrer Erkrankung. Die Therapiemöglichkeiten unseres Hauses sind herausragend und umfassen neben der langjährig etablierten allogenen und autologen Stammzelltransplantation auch neuartige spezifische Zelltherapien, darunter auch die CAR T-Zell-Therapie. Als Klinik der Maximalversorgung bieten wir alle Voraussetzungen zur sicheren Durchführung und optimalen Versorgung unserer Patient*Innen vor, während und nach einer CAR-T-Zell-Therapie auf der Basis von definierten Vorgaben sowie neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Unser gesamtes Team der zellulären Immuntherapie arbeitet gemeinsam dafür, Ihnen auf dem Weg der Therapie jegliche denkbare Art der Unterstützung zukommen zu lassen mit dem Ziel, dass Sie nach erfolgreicher Behandlung schnellstmöglich in Ihr normales Leben zurückfinden.

Wir freuen uns auf ein persönliches Gespräch mit Ihnen und laden Sie ganz herzlich dazu ein, sich jederzeit bei Fragen an uns zu wenden.

CAR T-Zellen

CAR T-Zell-Therapie: Immunzellen gegen Krebs

Die sogenannte CAR T-Zell-Therapie (Chimäre Antigen-Rezeptor-T-Zellen) gilt als Durchbruch in der Krebsmedizin und hat sich als hochinnovative Behandlungsmethode bei bestimmten Arten von Blutkrebs etabliert. Bei dieser Therapie werden körpereigene Abwehrzellen, die sogenannten T-Zellen, über ein gentechnisches Verfahren mit einem chimären Antigen-Rezeptor (CAR) ausgestattet. Dieser erkennt spezifisch bestimmte Oberflächenmoleküle (so genannte Antigene) auf den Tumorzellen, wodurch die Abwehrzellen aktiviert werden und den Tumor bekämpfen. Das Abwehrsystem des Patienten wird somit gentechnisch für den Kampf gegen den Krebs gerüstet.


Welche Erkrankungen eignen sich für eine CAR T-Zell-Therapie?
Die Medizinische Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III des Universitätsklinikums rechts der Isar der TUM ist zertifiziertes Zentrum für alle aktuell verfügbaren CAR-T-Zellpräparate. Aktuell sind verschiedene CAR T-Zell-Produkte in unterschiedlichen Behandlungslinien für die Behandlung folgender hämatologischer Erkrankungen zugelassen (Stand: Mai 2024):

  • Diffus großzelliges B-Zell-Lymphom (DLBCL bzw. HGBCL):
    • bei primär refraktärer oder frührezidivierter Erkrankung: bereits nach Versagen von einer vorherigen Chemoimmuntherapie
    • bzw. rezidiviert oder refraktär nach zwei oder mehr Systemtherapien
  • Multiples Myelom
    • rezidiviert oder refraktär nach bereits einer oder mehr vorherigen Therapien
  • B-Vorläufer-ALL
    • bis 25 Jahre: refraktär oder rezidiviert (Rezidiv nach allogener SZT oder zweites oder späteres Rezidiv)
    • ab 26 Jahre: refraktär oder rezidiviert
  • Mantelzell-Lymphom (MCL)
    • rezidiviert oder refraktär nach zwei oder mehr Systemtherapien
  • Primär mediastinales großzelliges B-Zell-Lymphom (PMBCL)
    • bei primär refraktärer oder frührezidivierter Erkrankung: bereits nach Versagen von einer vorherigen Chemoimmuntherapie
    • bzw. rezidiviert oder refraktär nach zwei oder mehr Systemtherapien
  • Follikuläres Lymphom Grad 3B (FL3B)
    • bei primär refraktärer oder frührezidivierter Erkrankung: bereits nach Versagen von einer vorherigen Chemoimmuntherapie
    • bzw. Follikuläres Lymphom (FL) rezidiviert oder refraktär nach zwei oder mehr Systemtherapien

Welche CAR T-Zell-Produkte sind aktuell verfügbar?
Zur Verfügung stehen je nach Entität und Behandlungslinie die folgenden CAR-T-Zell-Produkte (Stand: Mai 2024):


Für die CD19-gerichtete CAR T-Zell-Therapie:

  • Tisagenlecleucel (Kymriah®)
  • Axicabtagen Ciloleucel (Yescarta®)
  • Brexucabtagen Autoleucel (Tecartus®)
  • Lisocabtagene Maraleucel (Breyanzi®)

Für die BCMA-gerichtete CAR-T-Zell-Therapie:

  • Idecabtagen vicleucel (Abecma®)
  • Ciltacabtagen autoleucel (Carvykti®)

Komme ich für eine CAR T-Zell-Therapie in Frage?
Wenn Sie sich informieren möchten, ob diese Therapieform für Sie in Frage kommt bzw. ob wir Ihnen möglicherweise eine neuartige Zelltherapie im Rahmen einer klinischen Studie anbieten können, kontaktieren Sie uns(link sends e-mail) jederzeit gerne.

Schritt für Schritt: Zeitlicher Ablauf einer CAR T-Zell-Therapie
Die Behandlung an unserem Zentrum erfolgt in der Regel in mehreren Etappen, die mit der ambulanten Vorbereitungsphase mit einem gemeinsamen Kennenlernen und der Planung der für Sie in Frage kommenden Therapie beginnt. Im Rahmen dieses ersten Aufklärungsgesprächs ist eine Vertrauensperson als Unterstützung jederzeit willkommen. Zur Terminvereinbarung sind wir jederzeit unter den hier aufgeführten Kontaktmöglichkeiten entweder per Email oder telefonisch für Sie erreichbar. Nach Festlegung der Behandlungsmethode sowie Ausschluss von etwaigen Kontraindikationen folgt der nächste wichtige Meilenstein: die Gewinnung der Immunzellen mittels Lymphozyten-Apherese zur gentechnischen Veränderung für eine CAR T-Zell-Therapie.


Gewinnung der Immunzellen für eine CAR T-Zell-Therapie
Die Gewinnung der notwendigen Zellen – der sogenannten T-Lymphozyten – ist Ausgangspunkt der CAR T-Zell-Therapie. Hierzu werden diese zunächst nach Vorbereitung und unter Aufsicht des sehr erfahrenen Apherese-Teams unter der Leitung von Prof. Dr. Martin Hildebrandt aus dem peripheren Blut der Patient*Innen gewonnen, was im Rahmen einer Lymphozyten-Apherese mittels Eigenblutspende erfolgt [Link Apherese-Seite]. Bei dieser wird Blut entnommen und durch eine Zentrifugation ein Teil der T-Zellen von den restlichen Blutbestandteilen abgetrennt und gesammelt. Der Rest des Blutes wird den Patient*Innen wieder zurückgeführt. Je nach Grunderkrankung kann hierfür ein kurzer stationärer Aufenthalt als auch eine Überbrückungs-Chemoimmuntherapie nach der Zellsammlung und während der Herstellung des Zellprodukts erforderlich werden.
Nach erfolgreicher Apherese werden die gewonnen T-Zellen in einem Labor nach einem standardisierten Verfahren gentechnisch mithilfe von Viruspartikeln verändert, sodass sie nachfolgend den CAR, also den sogenannten Antigen-Rezeptor, stabil auf der Zelloberfläche präsentieren. Nach Expansion der veränderten T-Zellen und mehreren Qualitätsuntersuchungen (Dauer: ca. 3-6 Wochen je nach Produkt) kann schließlich die Verabreichung des CAR T-Zell-Produkts geplant werden.


Stationäre Aufnahme zur CAR T-Zell-Therapie
Mit der stationären Aufnahme innerhalb der Medizinischen Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III des Universitätsklinikums rechts der Isar der TUM beginnt schließlich der ganz entscheidende Teil Ihrer Behandlung in unserem Haus. In den Tagen vor der geplanten Re-Infusion des CAR T-Zell-Produkts wird eine Lymphozyten-depletierende Chemotherapie verabreicht, um ein bestmögliches Umfeld für die Wirkung der CAR T-Zellen zu schaffen. Die Infusion des CAR T-Zell-Produkts erfolgt unter ganz besonderen Vorsichtsmaßnahmen. Nach der Rückgabe der Zellen ist insbesondere in den ersten Tagen eine engmaschige Überwachung erforderlich, um mögliche Nebenwirkungen wie das Zytokin-Freisetzungssyndrom oder das Immuneffektorzell assoziierte Neurotoxizitäts-Syndrom rasch zu erkennen und zu behandeln. Nachfolgend erfolgt eine strukturierte Nachsorge über unsere Spezialambulanz.


BiTEs


Prinzip BiTEs
Als eine abgewandelte Form von Antikörpern stellen die bispezifischen T-Zell-Antikörper (engl. Bispecific T cell engager, BiTE) eine vielversprechende Möglichkeit dar, die körpereigenen Abwehrzellen zu den Tumorzellen zu lotsen. Dabei binden BiTEs sowohl an ein Oberflächenmolekül der Tumorzelle als auch an eine Immunzelle und bringt diese damit in enge räumliche Nähe. Dies führt dazu, dass die Abwehrzellen auf die Tumorzellen reagieren und diese eliminieren.

Welche Erkrankungen können mit BiTEs behandelt werden?
Das Spektrum an Antigenen, welche von neu entwickelten BiTEs angegriffen werden können, erweitert sich kontinuierlich. Aktuell sind verschiedene zugelassene Präparate für Lymphomerkrankungen, die B-ALL und das Multiple Myelom verfügbar. Wenn Sie wissen möchten, ob diese Behandlungsoption für Sie in Frage kommt, kontaktieren Sie jederzeit gerne unser Zentrum kontaktieren.

Studien im Bereich der zellulären Immuntherapie

Neben den zugelassenen Therapien bieten wir für verschiedene Erkrankungen bei nicht-Ansprechen auf die Standardbehandlung oder bei großer Aussicht auf eine überlegene Alternativtherapie die Behandlung im Rahmen klinischer Studien an.


Auswahl relevanter Studien mit immuntherapeutischem Fokus:
IMA401-101 (Phase 1): Anwendung eines BiTE gegen MAGEA4/8 und CD3 bei fortgeschrittenen oder metastasierten soliden Tumoren
Iovance (IOV-COM-202, NCT03645928, Phase 2): Anwendung von expandierten tumor-infiltrierenden Lymphozyten bei Patienten mit fortgeschrittenen Lungenkarzinom und malignen Melanom
CC-93269-MM-001 (Phase 1): Anwendung eines BiTE gegen BCMA und CD3 bei rezidivierten, refraktären Multiplen Myelom
MagnetisMM-5 (Phase 3): randomisierte Anwendung des BiTE Elranatamab (BCMAxCD3) (+/-Daratumumab) bei rezidivierten, refraktären Multiplen Myelom nach mindesten zwei Vortherapien
MagnetisMM-7 (Phase 3): randomisierte Anwendung des BiTE Elranatamab (BCMAxCD3) (vs. Lenalidomid) bei Multiplen Myelom und minimaler Resterkrankung nach autologer Stammzelltransplantation
GEM3PSCA (Phase 1, NCT03927573): Anwendung eines BiTE gegen PSCA und CD3 bei PSCA-positiven Tumoren nach zwei Therapielinien (NSCLC, Harnblasenkarzinom, Mammakarzinom, Gonadale Tumore, Prostatakarzinom, Nierenzellkarzinom und Pankreaskarzinom)
Eine vollständige Übersicht aller über die Medizinische Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III rekrutierenden Studien finden Sie unter https://www.mri.tum.de/studienzentrum.

Forschung

Um unser Verständnis für den Verlauf von Tumorerkrankungen und Therapieansprechen kontinuierlich zu erweitern, werden begleitend zur Patienten-zentrierten Therapie verschiedene Forschungsprojekte mit Fokus auf CAR T-Zell-Therapien und weitere Immuntherapien umgesetzt. Mehrere Forschergruppen beschäftigen sich intensiv mit einzelnen Faktoren, welche eine Rolle für eine erfolgreiche Therapie bei verschiedenen Erkrankungen spielen. Weitere Informationen zu den einzelnen Forschungsaktivitäten finden Sie auf der Webseite des TranslaTUM.


Zuweiser*innen

Liebe Zuweiserin, lieber Zuweiser,


die Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III am Klinikum rechts der Isar bietet neben den bereits seit vielen Jahren in unserem Zentrum durchgeführten Therapieverfahren der autologen und allogenen Stammzelltransplantation auch neuartige spezifische Zelltherapien, darunter auch die CAR-T-Zell-Therapie, an. Die Klinik erfüllt die durch den gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) etablierten offiziellen Kriterien zur Durchführung der CAR-T-Zell-Therapie. Basis hierfür sind die langjährige Erfahrung mit den entsprechenden Krankheitsbildern sowie Zelltherapien an unserem Zentrum. Unsere Klinik verfügt über alle strukturellen Voraussetzungen zur umfassenden interdisziplinären Versorgung der Patienten*Innen, um auch schwerwiegende Nebenwirkungen sicher erkennen und behandeln zu können. Wir bieten derzeit eine Behandlung mit CAR-T-Zellen für alle aktuell in Europa verfügbaren CD19 sowie BCMA CAR-T-Zell-Therapien mit innerhalb der Erkrankungsentitäten DLBCL, PMBCL, follikuläres Lymphom, Mantelzell-Lymphom, ALL sowie dem Multiplen Myelom an. Das Klinikum wurde durch verschiedene industrielle Anbieter wie beispielsweise Novartis (Kymriah®), Gilead (Yescarta®, Tecartus®), BMS (Abecma®, Breyanzi®) sowie Janssen (Carvykti®) zertifiziert und ist offiziell als CAR-T-Zell-Zentrum in Deutschland gelistet. Die Voraussetzungen wurden bereits mehrfach durch den Medizinischen Dienst der Krankenkasse im geprüft. Darüber hinaus verfügt das Klinikum rechts der Isar in Kooperation mit der Klinik und Poliklinik für Chirurgie auch über eine Gewebeentnahmeerlaubnis und erfüllt somit die Grundvoraussetzungen für eine Therapie mit Tumor-infiltrierenden Lymphozyten (TILs). Diesbezüglich verweisen wir auf unser Studienangebot.

Wenn Sie bei Ihren Patient*Innen eine CAR-T-Zell-Therapie oder eine andere spezifische Zelltherapie als Behandlungsoption prüfen möchten, freuen wir uns über eine frühzeitige Vorstellung sowie Falldiskussion innerhalb in unseres interdisziplinären Tumorboards mit dem Ziel, Ihnen die Behandlung Ihrer Patient*Innen bei entsprechender Zulassung und Verfügbarkeit anbieten zu können. Auch in der Nachsorge Ihrer Patient*Innen werden wir eng mit Ihnen zusammenarbeiten.


Kontakt


Ein Termin für die CAR T-Zell-Sprechstunde bzw. Sprechstunde für Zelluläre Immuntherapien kann unter folgenden Kontaktdaten vereinbart werden.


Interdisziplinäre Tumorambulanz (ITA): CAR T-Zell-Sprechstunde

Tel.: +49 89 / 4140-4107 bzw. -1172

Fax.: +49 89 / 4140-4957

Email: zellulaere.immuntherapie@mri.tum.de bzw. med3-ttz@mri.tum.de(link sends e-mail)


Team

Bei der Behandlung werden die Patient*Innen von einem erfahrenen Team (E-Mail)(link sends e-mail) der spezifischen Zelltherapie versorgt: